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Gedanken zur Passionszeit


2. März 2023

Die Passions- bzw. Fastenzeit lädt bis zum Osterfest in besonderer Weise wieder zum Nachdenken über das Leben ein. Vorsätze für Veränderungen werden gefasst.
Wie will ich leben? Viele fragen sich das.
Denn jeden Tag stehen wir vor der Wahl dies oder das zu tun oder zu lassen. Da wäre es doch eine große Hilfe, eine Art Richtschnur zu haben; ein Geländer, mit dessen Hilfe die eine oder andere Entscheidung leichter fiele.

Bernhard Wicki (1919-2000) Schauspieler und Filmemacher, er war unter anderem der Regisseur des Antikriegsfilms „Die Brücke“, soll geantwortet haben:
Mach es doch im Leben so wie beim Schauspielern: „… größtmögliche Ehrlichkeit; und eine gewisse Bescheidenheit in der Wahl der Mittel.“

Ein wunderbarer Rat, nicht nur für Schauspieler.

Größtmögliche Ehrlichkeit!

„Das merkt ja doch niemand.“, meinen viele, wenn sie die Unwahrheit sagen.
Es kann sein, dass es lange niemand merkt. Es kann sogar sein, dass es niemand je merkt. Aber meiner eigenen Seele tut die Unehrlichkeit, das Schwindeln, das Verbergen nicht gut. Denn ich verbiege sie damit. Ich mache mich mir selbst unkenntlich und verliere meine Klarheit.

Es geht bei der Unehrlichkeit und den Schwindeleien des Alltags gar nicht zuerst um andere, es geht zuerst um mich. Ich füge meiner Seele jedes Mal wieder eine kleine Wunde zu.

Dazu kommt eine gewisse Bescheidenheit in der Wahl der Mittel. Lautstärke und allerlei Brimborium mögen viel Eindruck machen, aber sie sind oft nicht von langer Dauer. Wie bei Schauspielern, die mit leiser Eindringlichkeit mehr überzeugen.

Das große Pathos ist verdächtig. Vieles, was laut beginnt, verschwindet auch schnell wieder. Weil es einfach zu heftig und zu hastig in die Welt gesetzt wird, oft sogar schrill bis hysterisch.

Ich glaube, auch Gott liebt die Ehrlichkeit sowie die leisen Töne. Er will, dass ich mich nicht der Welt gleichmache, sondern mich nach bestem Wissen und Gewissen entscheide – und dann handle mit Haltung und Rückgrat.
Die 10 Gebote in der Bibel sind dabei ein guter Ratgeber.

Wir sind alle Menschen, die auch bei aller Ehrlichkeit und Bescheidenheit nicht fehlerfrei sein können.

Aber wer aufrichtig lebt und handelt, bleibt – auch mit seinen Fehlern – allezeit in Gottes Nähe. Das wäre doch ein guter Vorsatz für diese Zeit bis zum Osterfest und darüber hinaus.

Ihr Superintendent Andreas Beuchel

Altarbild Kirche Röderau – Bildrechte: Thomas Herold