Gedanken zur Jahreslosung 2025
2. Januar 2025
Ein neues Jahr hat begonnen! Was wird es bringen? Wir wissen es nicht.
Es ist gut innezuhalten, das Vergangene und das ungewisse Neue vor Gott zu bringen – mit Lob und Dank, mit Bitte und Fürbitte. Und ins neue Jahr zu gehen mit einem Wort, das stärkt und tröstet. Genau das will die Jahreslosung 2025 – dieses Bibelwort. Orientierung geben in diesen bewegten Zeiten, trösten und bestärken im Schweren, unterstützen und begleiten bei den vielen Herausforderungen.
„Prüft alles und behaltet das Gute“,
so lautet die Jahreslosung für 2025. Sie stammt aus dem 1. Brief des Paulus an die Thessalonicher (1Thess 5,21) und klingt zunächst sehr allgemein.
Aber Paulus kehrt unsere „Prüfgewohnheiten“ um. Denn wenn wir etwas prüfen, geht es darum Fehler zu sichten und falsche Handlungen bzw. Abläufe zu erkennen.
Um zu verstehen, was Paulus meint, ist ein Blick auf die Empfänger notwendig.
Paulus wendet sich in dem Brief an die neu gegründete Gemeinde im heutigen Saloniki. Thessaloniki ist damals eine große und bunte Hafenstadt, über den Seeweg kommen Menschen aus verschiedenen Ländern hierher, sie sprechen verschiedene Sprachen und bringen sehr unterschiedliche Lebensformen mit.
Paulus rät die kulturellen Eigenheiten abzugleichen und appelliert zur Toleranz.
Er wünscht sich eine Gemeinde, die die Verständigung sucht. Aus dem Vers „Prüfet alles und behaltet das Gute“ spricht eine große Gelassenheit. Paulus meint sinngemäß: Wir dürfen uns Zeit lassen. Wahrnehmen, was wir sehen, hören oder fühlen. Die Vielfalt erkennen. Und dann können wir überlegen, was wir behalten wollen – und was nicht.
Zugleich macht Paulus auch die Grenzen deutlich. Es geht ihm nicht um Beliebigkeit. Es ist nicht alles gleichgültig und alles möglich.
Sondern wir müssen auf die Welt achtgeben. Sie genau betrachten in ihrer Vielseitigkeit, um sich eine Meinung bilden und dann Entscheidungen treffen zu können. Genau hier beginnt der „Prüfauftrag“. Wir haben die Aufgabe, zu differenzieren zwischen allem, was wir machen können, und dem, was wirklich gut und im Sinne Gottes ist.
Als Christen sind wir Teil einer Gemeinschaft. Für unser kirchliches wie diakonisches Handeln könnte der Vers der Jahreslosung ein gutes Motto sein: Wir sind für alle da, die Zuwendung und Gemeinschaft brauchen. Wir dürfen Menschen nicht stigmatisieren oder aus dem gesellschaftlichen Leben ausschließen.
In unserem Land, aber auch in der Kirche, gehört der Diskurs zum Leben – in der Gesellschaft zur Demokratie.
Das Ziel, das uns Jesus vor Augen stellt und Paulus den Gemeinden immer wieder ins Stammbuch schreibt, ist nicht Einheitlichkeit, Normalität und Ruhe, sondern eine Gemeinschaft, zu der alle Menschen eingeladen sind. Ganz gleich ob sie kommen oder nicht. Eingeladen sind alle. Das muss auch wieder unsere Aufgabe für das neue Jahr sein. Deshalb prüft alles und behaltet das Gute!
Dazu gebe uns Gott Mut, Kraft und vor allem seinen Segen für das Jahre 2025.
Ihr Superintendent Andreas Beuchel