Gedanken zum Monatsspruch Juli von Superintendent Andreas Beuchel
12. Juli 2022
Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.
Dieser Vers stammt aus Psalm 42 (3). Darin heißt es:
Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue? Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott?
Daran will ich denken und ausschütten mein Herz bei mir selbst: wie ich einherzog in großer Schar, mit ihnen zu wallen zum Hause Gottes mit Frohlocken und Danken in der Schar derer, die da feiern.
Durst
Wer kennt es nicht das Gefühl nach einer körperlichen Anstrengung oder an einem heißen Tag –so richtig Durst zu haben.
Jeder sehnt sich in diesem Moment nach etwas zum Trinken, möglichst erfrischend muss es sein. Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn das kalte Nass die so ausgetrocknete Kehle wieder anfeuchtet.
Das ganze Wohlbefinden des Körpers und der Seele ist danach wiederhergestellt.
„Durst ist schlimmer als Heimweh“, steht über manchem Kneipentresen.
Warum es dort steht, ist klar. Es soll in erster Linie den Umsatz steigern.
Trotzdem steht hinter diesem Ausspruch auch eine Wahrheit, die sich in einer biblischen Geschichte widerspiegelt.
Jesus ist es, der Durst hat.
Er begegnet an einer damals bekannten historischen Stätte – am Jakobsbrunnen – einer Frau aus Samaria.
Samaria war für die damalige Zeit Ausland. Jesus fragt sie nach Wasser. Etwas Ungewöhnliches. Denn mit den Menschen aus Samaria wollten die Juden zu Jesu Zeit nichts zu tun haben.
Und trotz dieser Feindschaft oder gerade deshalb erbittet Jesus von ihr diese Erfrischung. Die alten Vorurteile überwindet er.
Sein Durst ist ein willkommener Anlass, mit der fremden Frau in Kontakt zu kommen.
Es entsteht ein interessantes Gespräch zwischen beiden, das gekennzeichnet ist durch hintergründige Fragen und Aussagen. Es geht dabei um das, was der eigentliche „Durst“ der Menschen ist. Jesus möchte der Frau und damit uns, die wir die Geschichte hören, die Augen öffnen und deutlich machen, was das nun wirklich ist.
Es ist der „Durst“ nach erfülltem, sinnvollem Leben.
Ich könnte auch sagen eine Art „Heimweh“ – „Urheimweh“ nach dem Angenommensein, nach dem Geltendürfen, nach Würde, nach Liebe und Anerkennung, die Gott jedem seiner Geschöpfe mitgegeben hat.
Was die Frau nicht versteht: Jesus sagt, dass der Glaube diesen Durst – diese Sehnsucht stillen kann:
„Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.“ (Johannes 4,14)
Was ist das für ein Wasser? Was für eine Quelle, die ewiges Leben hervorbringt?
Es geht in diesem Sinne um Wahrheit – die Wahrheit unseres Menschseins!
Um die zu finden, muss, wie bei einer Quelle, all das verschüttet, verdrängt, vergraben ist wieder zu Tage kommen – heraussprudeln.
Auf dem Grund finden wir Gott, in uns – in der Tiefe ist Gott, so sagt es auch der Theologe Paul Tillich.
Sprudelt aber der Gottesbrunnen, so möchte ich diese Tiefe bezogen auf die Aussagen Jesu bezeichnen, in uns wieder, suchen wir unser Lebensglück nicht mehr nur außen, sondern werden so unabhängiger von Verhältnissen, entlasten auch unsere Partnerinnen oder unsere Partner, unsere Kollegen oder Mitarbeitenden.
Übrigens im Märchen von „Hans im Glück“ spielt auch ein Brunnen eine entscheidende Rolle. Bis heute wird es mit dem erhobenen Zeigefinger erzählt, weil Hans seinen schwer erarbeiteten Gewinn eintauscht.
Den Klumpen Gold erst gegen ein Pferd, dann das gegen eine Kuh, die Kuh gegen ein Schwein, das Schwein gegen eine Gans und diese gegen zwei Steine zum Schleifen von Messern und Scheren.
Schließlich kommt Hans müde und erschöpft an einen Brunnen.
Er legt seine zuletzt getauschten Schleifsteine auf den Brunnenrand, weil er Durst hat. Und wörtlich heißt es bei den Gebrüdern Grimm:
„…Da versah er’s, stieß ein klein wenig an, und beide Steine plumpsten hinab.“
Und „ Hans, als er sie mit seinen Augen in die Tiefe hatte versinken sehen, sprang vor Freude auf und dankte Gott mit Tränen in den Augen…“
Weg war aller Ballast, weg alle Schwere – die ungeheuerliche Leichtigkeit des Seins kehrte ein. Am Brunnen findet auch Hans zu dem, was seinen eigentlichen Durst stillen kann, zu der Quelle, dem Wasser, das ihn wirklich reich und glücklich macht.
„Durst ist schlimmer als Heimweh!“
Ja – der seelische Durst ist wie Heimweh – wie Heimweh nach Gott.
Gott selbst möchte ihn in uns stillen.
Eine erholsame und gesegnete Ferien-und Urlaubszeit
wünscht Ihnen
Superintendent Andreas Beuchel